Schmerzen zwischen den Schulterblättern oder im mittleren Rücken gehören zu den häufigsten Beschwerdebildern in der Praxis. Sie entstehen oft schleichend – erst fühlt sich der Rücken „müde“ an, später treten ziehende oder stechende Schmerzen auf, manchmal bis in Nacken oder Brustkorb ausstrahlend.
Anders als bei akuten Verletzungen sind die Ursachen meist funktionell, also durch Haltung, Bewegung oder muskuläre Dysbalancen bedingt.
Typische Ursachen für Schmerzen im Mittelrücken und zwischen den Schulterblättern
1. Fehlhaltungen und statische Belastung
Langes Sitzen, Rundrücken oder vorgebeugte Kopfhaltung (z. B. am Computer oder Smartphone) führen zu einer dauerhaften Dehnung und Überlastung der Haltemuskulatur im Mittelrücken.
Die Brustmuskulatur verkürzt, die Schultern ziehen nach vorn, und die Muskeln zwischen den Schulterblättern verlieren ihre Haltefunktion.
2. Muskelverspannungen und Triggerpunkte
Kleine, schmerzempfindliche Punkte (Triggerpunkte) in Muskulatur und Faszien können Schmerzen verursachen, die bis in den Arm oder Nacken ausstrahlen. Häufig betroffen sind der Trapezmuskel, die Rhomboiden (Die Rhomboiden sind zwei rautenförmige Muskeln im oberen Rücken, die das Schulterblatt mit der Wirbelsäule verbinden) und der Levator scapulae (ein Muskel im Nacken und oberen Rücken, der das Schulterblatt hebt und beim Anheben des Arms oder der Schultern hilft).
3. Eingeschränkte Beweglichkeit der Brustwirbelsäule
Eine blockierte oder unbewegliche Brustwirbelsäule führt dazu, dass Bewegungen aus Nacken und Lendenwirbelsäule kompensiert werden. Das führt langfristig zu Fehlbelastungen und Schmerzen im Bereich der Schulterblätter.
4. Stress und flache Atmung
Unter Stress atmen viele Menschen flach und heben die Schultern mit jedem Atemzug leicht an. Dadurch verkrampfen die Atemhilfsmuskeln im oberen Rücken – besonders der Musculus scalenius und der obere Trapezmuskel.
5. Mangelnde Rumpfkraft
Wenn Bauch- und Rückenmuskeln zu schwach sind, fehlt die Stabilität im Rumpf. Der Mittelrücken übernimmt kompensatorisch Haltearbeit, für die er nicht ausgelegt ist.
Physiotherapeutische Behandlung
Die Behandlung von Schmerzen im Mittelrücken und zwischen den Schulterblättern beginnt mit einer gründlichen Funktionsanalyse. Dabei werden Haltung, Beweglichkeit, Muskelspannung und Atemmechanik überprüft. Ziel ist es, die Ursache der Schmerzen zu verstehen – nicht nur das Symptom zu behandeln.
Manuelle Techniken
Durch gezielte Grifftechniken werden blockierte oder unbewegliche Segmente der Brustwirbelsäule gelöst. Diese Mobilisation verbessert die Durchblutung, entlastet Nervenwurzeln und normalisiert das Zusammenspiel zwischen Wirbeln, Rippen und Muskulatur.
Auch die Gelenke zwischen Schulterblatt und Brustkorb werden manuell bearbeitet, da dort oft Bewegungseinschränkungen vorliegen, die Druck oder Zug im gesamten oberen Rücken verursachen.
Haltungs- und Bewegungsschulung
Patienten lernen, Fehlhaltungen zu erkennen und aktiv zu korrigieren. Im Alltag bedeutet das, Schultern bewusst nach hinten unten führen, Brustbein leicht anheben und regelmäßige Pausen für Bewegung einplanen.
Auch ergonomische Tipps für Bildschirmarbeit oder Autofahren sind Teil der physiotherapeutischen Aufklärung.
Atem- und Entspannungstechniken
Ein wesentlicher Bestandteil der Therapie ist die Wiederherstellung einer natürlichen, tiefen Atmung. Viele Betroffene atmen flach und heben die Schultern bei jedem Atemzug leicht an. Durch Übungen zur Zwerchfellaktivierung und Mobilisation der Rippenbögen verbessert sich die Sauerstoffversorgung, und die Spannung im oberen Rücken sinkt spürbar.
Kräftigung der Haltemuskulatur
Patienten lernen, Fehlhaltungen zu erkennen und aktiv zu korrigieren. Im Alltag bedeutet das: Schultern bewusst nach hinten unten führen, Brustbein leicht anheben und regelmäßige Pausen für Bewegung einplanen.
Auch ergonomische Tipps für Bildschirmarbeit oder Autofahren sind Teil der physiotherapeutischen Aufklärung.
Übungen bei Schmerzen zwischen den Schulterblättern
Die folgenden Übungen sind einfach auszuführen und können täglich angewendet werden. Sie fördern Mobilität, Durchblutung und Muskelbalance.
1. Brustwirbelsäule mobilisieren
Ausgangsposition: Sitz auf einem Stuhl, Hände verschränkt im Nacken.
Bewegung: Beim Einatmen den Oberkörper langsam nach hinten lehnen, beim Ausatmen wieder leicht vorbeugen.
Wirkung: Mobilisiert die Brustwirbelsäule und verbessert die Aufrichtung.
2. Schulterblätter aktivieren
Ausgangsposition: Aufrecht stehen oder sitzen, Arme locker hängen lassen.
Bewegung: Schulterblätter bewusst zusammenziehen und leicht nach unten führen – ohne Spannung im Nacken.
Halten: 5 Sekunden, 10 Wiederholungen.
Wirkung: Aktiviert Rhomboiden und unteren Trapezmuskel, stabilisiert das Schulterblatt.
3. Dehnung der Brustmuskulatur
Ausgangsposition: Stehen in einer Türöffnung, Unterarme an den Rahmen legen.
Bewegung: Leicht nach vorn lehnen, bis eine Dehnung in der Brust spürbar ist.
Halten: 20–30 Sekunden, 2–3 Wiederholungen.
Wirkung: Löst Verkürzungen und verbessert die Haltung.
4. Kräftigung mit Widerstandsband
Ausgangsposition: Theraband auf Brusthöhe fixieren, Enden mit beiden Händen halten.
Bewegung: Arme nach hinten ziehen, Schulterblätter zusammenführen, langsam lösen.
Wiederholungen: 12–15 mal.
Wirkung: Stärkung der Rückenmuskulatur, Verbesserung der Haltungskontrolle.
Fazit
Schmerzen zwischen den Schulterblättern oder im Mittelrücken sind meist das Ergebnis muskulärer Dysbalancen und eingeschränkter Beweglichkeit – nicht zwangsläufig struktureller Schäden.
Gezielte physiotherapeutische Behandlung und regelmäßiges Training können Beschwerden effektiv lindern.
Wer seine Haltung verbessert, die Rumpfmuskulatur kräftigt und bewusst atmet, kann Rückenschmerzen dauerhaft vermeiden und zu einem stabilen, entspannten Körpergefühl zurückfinden.